Der Vogel Phönix
Vom Vogel Phönix heißt es in den alten Sagen, er verbrennt sich nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne selbst, um neugeboren wieder aus seiner eigenen Asche aufzuerstehen. Der Phönix ist ein mythologisches Wesen, das mit der Sonne in Verbindung gebracht wird. Es gibt mindestens zwei verschiedene Arten dieses Vogels in den verschiedenen Überlieferungen, und manchmal werden beide miteinander vermischt. Der erste Phönix besitzt seine Ursprünge in Ägypten. In Ägypten wurde der Phönix "Benu" genannt, übersetzt: "Der Aufsteigende". Anscheinend wurde in den verschiedenen Epochen Agyptens dieser Name diversen Vogelarten zugedacht: dem Kranich, dem Flamingo, dem
Storch und dem Reiher. In späterer Zeit dann immer mehr dem Reiher. Benu war eine Art Schöpfergott, der sein Nest auf der Weide auf dem Gipfel des ersten Berges baute. Die Götter Re und Atum hatten symbolische Verwandtschaft und Ähnlichkeit mit dem Phönix.
Da der Phönix vogelähnlich war, wurde er auch "Ba des Re" genannt: "Seele des Re" (man nahm damals an, die Seele besäße ein vogelartiges Aussehen). Als Gottheit des Erschaffens und des Lebens bestand eine Assoziation zu Osiris. Der Phönix wurde dann "Der berühmte Ba, der aus dem Herzen von Osiris kommt" genannt. Eine Verbindung zum Gott des Lebens und des Todes - Kepera, der Scarabäus, bestand natürlich ebenso. Der Phönix verbrennt sich im Nest auf dem Hügel zum Sonnenuntergang und wird am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang wiedergeboren. Der Hügel befand sich im Osten, auf der flammenden Insel des Re.
Der zweite Phönix ist der asiatische Phönix. Ich kenne da eine Legende aus Sibirien: Früh in der Geschichte gab es keine Musik in der Welt. Ein berühmter Jäger wollte in der Wildnis jagen gehen. Er sah den schönen Vogel Phönix und wollte ihn erjagen, als Bereicherung für seine Trophäengallerie. Er schlich sich an den Vogel heran und schoß einen Pfeil auf ihn ab. Der Phönix schrie laut auf vor Schmerzen. Dieser Schrei war sehr laut. Berge türmten sich auf, die Erde bebte und es stürmte. Die Meere entstanden. Seit dieser Zeit kann man den Schrei in der Musik des Windes und in der Musik des Menschen hören.
Eine andere Legende will wissen, daß der Phönix zwei Federn verloren habe: eine über China und eine über Persien. Beide Kulturen besitzen eine hochentwickelte und einmalige musikalische Tradition. In China ist der Phönix ein Symbol für Glück und für die Kaiserin. Diese Symbolik scheint aus der Zeit zu stammen, in der Stammesstrukturen vorherrschend waren. Die Stämme "Drache" und "Phönix" bildeten demnach wohl eine Allianz irgendwo in der Han-Region.
Innerhalb sibirischer Kulturen kann man den Großen Vogel als Begründer schamanischer Überlieferungen ausmachen. Diese Variante ist möglicherweise auch mit dem Adler in Verbindung zu sehen.
Innerhalb der Rollenspiele und so mancher Fantasy-story wird der Phönix gerne mit dem russischen Feuervogel vermischt, eine andere Variante des Phönix. Der Feuervogel wurde durch Igor Stravinskys "L´Oiseau de Feu" Ballett bekannt.
Eine russische Sage vom Feuervogel
Kapitel LXXXIII und Kapitel CXXIV aus dem ägyptischen Totenbuch
Ovid, Lonicerus, Solinus und Konrad von Megenberg
Al-Qazwini: Die Wunder des Himmels und der Erde
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