Home

Danksagungen

Das Kondorforum

Publikationen

Seminare

Links

Simurghs Schwingen

Über Mich

Literaturhinweise

Der Flug des Kondors

Schamanentum

Henochiana

Angelologie

Remote Viewing

Drachenkunde

Der Andenkondor

Der Feuervogel

Runenkunde

Lounge

Allgemeines

Die Praxis

Die Sitzung

Weiteres

Huna

Sibirisches Schamanentum

Mythen

Tuva



Michail Innokentjevitsch Borisov und Vasilij Jegorovitsch Borisov, 7. März 1925

    In alter Zeit wurde in unserem Kangalas´schen Nasleg, in demjenigen Teile, der jetzt den besonderen Nasleg von Ätschik-Changalas gebildet hat, ein Schamane mit dem Namen Abaasy-Ojun geboren. Seine Gebeine liegen auf der Waldlichtung Tomtor. Von seiner Geburt erzählt man folgendes:

    Kaum war er zur Welt gekommen, da stellten sein Vater und seine Mutter fest, daß seine Augen ungewöhnlich lagen. Eines befand sich auf der Mitte der Stirn, das andere beträchtlich tiefer. Seine Eltern waren erschrocken über so ein schreckliches, dem gewöhnlichen Menschen unähnliches Äußeres ihres Kindes. Sie hüllten es in die frisch-abgezogene Haut einer schwarzen Kuh, legten es in die Krippe des leeren Viehstalles von ihrem Winterwohnplatz und zogen selbst zu ihrem Sommerwohnplatz. Geistertier Nach einiger Zeit ging die Mutter an diesem Stall vorbei und hörte das Wimmern ihres Kindes. Sie ging hinein und sah, daß ihr Kind lebte und die Augen rollte. Die Frau lief sofort zu ihrem Manne und erzählte ihm davon. Dieser wollte es nicht glauben und ging mit ihr, um sich persöhnlich zu überzeugen. Sie fanden das Kind bereits sitzen. Die Mutter wollte es zu sich nehmen. Aber der Mann war dagegen und sagte: "Dies ist ohne Zweifel ein eindeutig böser Geist. Wenn er ein Mensch wäre, könnte er dann noch leben?"

    Es verging einige Zeit. Die Mutter schaute zum zweiten Mal in den Stall: das Kind saß da und weinte. Da entschloß sie sich trotz des Widerspruchs ihres Mannes, es zu sich zu nehmen.

    Sobald das Kind größer geworden war und zu sprechen anfing, zeigte es schamanische Neigungen. Später wurde es ein großer Schamane. Er hatte niemals die Gewohnheit, ganze Nächte zu schamanisieren, wie das die anderen tun. Er sang nur dreimal, schlug dreimal auf die Trommel und hörte dann auf.

    Als man ihn bat, gegen den weiblichen Kälbergeist, der den Kälbern Krankheit und Geistervogel Tod bringt, zu schamanisieren, lehnte er ab und sagte: "Sie ist meine Ziehmutter. Deshalb kann ich mich nur bittend an sie wenden." - Dann ging er einfach, ohne schamanischen Ritus, in den Stall und flüsterte etwas zwischen den Lippen. Als er aus dem Stall trat, sagte er: "Meine Mutter ist der Bitte geneigt." Danach hörte das Kälbersterben auf. Wenn er aber sagte: "Meine Mutter hat mich gescholten und fortgejagt", dann starben bei jenem Viehbesitzer die Kälber viele Jahre hindurch.

    Nach der Überlieferung starb er im Chotsin´schen Ulus. Bevor er dorthin abreiste, sagte er zu seinem Sohn in seinem letzteilligen Auftrag: "Wenn ich todkrank werde, dann will ich dir einen Mann schicken, der dir davon Kunde bringt. Bereite du dann in dem Orte Tomtor ein Grab für mich! Aber mühe dich nicht unnötigerweise mit der Überführung meines Leichnams. Ich werde selber hinkommen."

    Als er in Chotschinzy gestorben war, sahen die Leute auf dem Weg in unseren Nasleg an zwei Orten den Schamanen rittlings auf einem "injä-mas", einem ausgehöhlten Sargstamm, durch die Luft fliegen. Dabei trommelte er dumpf und abgehackt auf seiner Trommel. Er fiel in die zubereitete Grube, und der Sohn warf sie zu.

    Dieser Schamane sagte vor seinem Tode zu seinem Sohn: "Von deinem Sohn wird ein großer  überragender Schamane geboren werden." Indes gab es in unserer Gegend keinen großen Schamanen mehr.

Datenschutzerklärung - Copyright, Impressum und Kontakt