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Pjotr Danilov, Insel Tiit-Aryy. 30. Januar 1925

    Im Bertün´schen Gebiet sagte vor zwei Jahren ein Mensch, er müsse bald Schamane werden. Er befahl, für sich im Walde in der Nähe einer Lichtung eine Hütte zu bauen. Das Häuschen war unmittelbar an der höchsten Lärche errichtet, wo sich eine Menge schamanischer Idole befanden, die dort nach der Seance aufbewahrt wurden. Junge, noch unverheiratete Burschen mußten es nach seiner Weisung aus ungeschälten Stämmen bauen. Dieser Mensch hieß Michail Savvitsch Nikitin. Er war ungefähr 40 Jahre alt.

    In diese seine Hütte zog er dann und lag dort drei Tage. Er sagte: "Ich liege da als ein Toter und werde (von Geistern) zerschnitten. Am dritten Tage muß ich auferstehen." Für diesen Tag befahl er, einen Schamanen mit Namen Bötschükkä, den Sohn des Taappyn, zu holen, damit dieser über ihm die Zeremonie der "Aufhebung des Körpers" und der "Belehrung, Weihung" vollziehe. Man erzählte sich dabei, daß ein Mensch mit Namen Dimitrij, mit dem Beinamen Saba-Üktüür, bei ihm war, um ihm Handreichung zu tun.

    Als der gerufene Schamane gekommen war, versammelte sich viel Volk bei der Hütte, das den Vollzug der genannten Zeremonie mit ansehen wollte. Ich war auch hingegangen um zuzuschauen. Der Schamane war mit der Trommel gekommen, der Kandidat aber hatte das Schamanengewand an. In meiner Gegenwart sagte der weihende Schamane nach Beschwörung und kurzem Lobpreis der Geister, deren Hilfe er sich erbat: "Jetzt steht der Sommer in voller Blüte. Wenn die Nadeln und Blätter der Bäume schon ausgeschlagen haben, dann darf man nicht die Weihung eines Schamanen vollziehen. Dafür ist die richtige Zeit nur im Frühling und Herbst!" So sagte er und brach die Zeremonie ab.

    Der erwähnte Schamane schamanisiert bis heute noch auf unfertige Weise. Er vollzieht ohne Schamanenkleidung nur die einleitende Anrufung und nimmt nur kleine Geister bei unbedeutenden Erkrankungen in sich auf. (Er ist sozusagen ein ohne offizielle Erlaubnis der Schamanengeister frei praktizierender Banner von kleinen Dämonen, der nur ganz wenig mit Beschwörungen und schamanischen Riten vertraut ist. Kurz: er ist ein Schamanen-Geselle ohne Meisterprüfung. G.K.)


Nikolaj Pavlov, Insel Tojon-Aryy. Börtö

    Bei uns lebt ein Mensch mit Namen Michail Nikitin, der jetzt die Vorbereitungszeit durchmacht, um Schamane zu werden. Dieser Mensch errichtete vor zwei Jahren an einem Ort namens Saasyyr-Alaas in der einsamen Taiga eine Hütte aus jungen Stämmen und lag dort einige Tage. Er nahm einen hysterischen Menschen mit Namen Saba-Uktüür-Miitää mit sich. Der sollte ihm sein Essen bereiten. Währen Michail dort lag, rief er den Schamanen Taappyn-Uola zu sich.

    Ich ging hin um zuzuschauen: der Schamanen-Kandidat war bereits aus seiner Hütte herausgegangen und saß mit dem alten Schamanen zusammen. Im Walde stand eine Lärche, wo man die schamanischen Requisiten zum Opfer aufhob: Tierknochen, Schamanentisch u.a. Bei dieser Lärche war auch das Häuschen errichtet. Lärche und Häuschen waren von einem kleinen Zaun umgeben. Als Michail sich vorbereitete, Schamane zu werden, hatte er seine Verwandten gebeten, dies alles einzurichten, was sie auch taten.

    Beide Schamanen saßen innerhalb der Umzäunung mit dem Gesicht der Lärche zugewandt. Der neue Schamane war im Schamanen-Kostüm, beide sangen auf schamanische Art. Wir Zuschauer saßen außerhalb des Zaunes. Der alte Schamane sang im Sitzen; der neue fiel auch ein, war aber sichtlich aufgeregt. Das alles fand um den Peterstag statt.

    Plötzlich sagte der Schamane Taappyn-Uola: "Offensichtlich können wir uns nicht nach oben erheben, weil Nadeln und Blätter schon zu sehr ausgeschlagen sind. Der Herbst wird die rechte Zeit dafür sein, wenn die Erde zu frieren beginnt." Jener Mann hat jetzt allen Anschein nach den Gedanken, Schamane zu werden, aufgegeben.


Platon Pavlov, der Bruder des vorigen.

    Einmal hörte ich den obengenannten Michail folgende Worte sprechen: "Meine Zeit ist noch nicht gekommen, Schamane zu werden. Meine Seele liegt in der unteren Welt und wird an der Wurzel erzogen, der Quelle der neun Geschlechter böser Geister. Jetzt kann ich erst nach drei Jahren Schamane werden."

    Weiter erzählt er: "Als ich im Walde unter einem Baume lag, da verstand ich die Stimme der Bäume und Gräser. Sie sprachen auch vom bevorstehenden Tode der Menschen ... Als ich die Hütte unter dem Baume verließ, waren die Stimmen verstummt."

    Nach den Erzählungen der Alten erziehen die Geister in der unteren Welt an der Quelle der neun Geschlechter böser Geister die Seele des Schamanen. Die Geister fragen ihre Zöglinge: "Seid ihr nicht zu fliegenden jungen Vögeln geworden, sind keine Flügel gewachsen, seid ihr nicht mit Flaum bedeckt?"

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