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Innokentij Danilov, Dschobulga. Insel Tojon Aryy, 17. Januar 1925

    In alten Zeiten lebte in Mytachzy ein Mädchen, die nach ihrer äußeren Erscheinung eine der schönsten war. Sie war sich ihres eigenen Wertes wohl bewußt und lebte lange ohne zu heiraten.

    Einmal machte sie sich am frühen Morgen auf den Weg, eine Stutenherde zu suchen. Da begegnete sie einem Mann, den sie vorher nie gesehen hatte. Er ritt auf einem schneeweißen, fleckenlosen Pferd gerade von Osten her. Als sie sich trafen, ritt der Reiter im Schritt um das Mädchen herum.
"Wohin gehst du?"
"Ich gehe, meine Stuten nach Hause zu treiben."
"Deine Stuten sind nicht weit. Dort stehen sie!"
Und er stieg vom Pferd und sagte zu ihr: "Wir wollen uns ein wenig unterhalten. Bist du verheiratet?"
Das Mädchen antwortet: "Nein, ich lebe ohne Mann. Aber warum fragst du danach?"
"Nun, ich bin auch nicht verheiratet. Würdest du meine Frau werden wollen?"
"Da muß ich erst Vater und Mutter fragen. Aber wenn wir uns beide einig sind, - warum nicht?"

    Mit gegenseitigem Willen vereinigten sie sich in Liebe. Darauf fragt der Mann: "Du meinst offensichtlich, ich sei ein Mann aus der Nachbarschaft, und hast dich deshalb so schnell hingegeben. Für wen hältst du mich? Kennst du mich?"
"Nein, ich kenne dich nicht. Aber du sagtest ja, daß du mich heiraten willst!"
"Nein, ich werde jetzt in meine Heimat zurückkehren. Ich bin nur deinetwegen vom Pferd gestiegen. Ich bin der erstgeborene Sohn des Chara-Suorun, des Herrschers der oberen Welt. Du hast von mir zwei Söhne empfangen. Sie haben die dauerhafte Bestimmung, bis zur vorherbestimmten Zeit Krankheit und Tod nicht zu kennen. Du wirst gebären, wenn zehn Monde ganz vergangen sind und der zwölfte anhebt. - Ich weiß, du bewahrst dir ein Fell eines Pferdes von schmutzigbunter Farbe auf. Auf diesem Felle mußt du bei der Geburt liegen. Dann gibt es in einer Gegend, deren Name ich dir nenne, ein Flüßchen. Am anderen Ufer wirst du inmitten der Taiga, am Fuße des Hügels einen Fleck Erde mit einem See sehen. Dort wächst ein dreifach gegabelter Baum, eine Lärche. Dorthin suche zu kommen und dort gebäre. Zwei Vögelchen werden geboren werden, schwarze junge Raben. Gleich nach ihrer Geburt werden sie wie Raben schreien und auf die unteren Äste dieser Lärche fliegen. Da´nn gehe du dreimal um diesen Baum herum und schlage mit deinem Untergewand dreimal an ihn. AdlerDie jungen Raben werden dann mit einem Purzelbaum auf das ausgebreitete Fell fallen. Hülle die jungen Tiere in das Fell ein und umwickele sie mit einem Band aus bunten Haaren. Stecke sie links in deiner Jurte auf den unteren Teil des Längsbalkens. Nach drei Tagen werden sie bereits auf Kinderweise weinen. Beide werden sich in Kinder von männlichem Geschlecht verwandeln. Der ältere soll Dschaanaj-Bytschykyj, der jüngere Jeksökülääch-Örgön heißen. Wenn dieser letztere 40 Jahre alt sein wird, wird er Schamane werden, der erstgenannte nach 41 Jahren. Jeksökülääch-Örgön wird mit seiner Zauberkraft einen Heuschober im Umfang von 10 Schwungklaftern durch die Luft fliegen lassen. Dschaanaj-Bytschykyj aber wird eine Elchkuh samt ihrem Jungen von dem Ort, wo sie weiden, durch die Luft befördern."

    Nach dieser Rede war der Geist des oberen Landes plötzlich verschwunden. Das Mädchen wußte nicht zu sagen, wohin er enteilt war.

    In der Gegend von Bagaradzy, in der Nähe jenes Ortes, wo jetzt die Siedlung der Duchoborzen steht, wohnen Jakuten aus dem Bergnasleg von Mytach. Dort nun wurden jene beiden Schamanen geboren. Sie kamen zur Welt, ganz so, wie ihr Vater, der Geist der oberen Welt, vorausgesagt hatte.

    Einst flüchteten sich die beiden Schamanenbrüder aus Furcht vor den von Süden kommenden Pocken ins Bergland. Sie zogen mit ihrem Vieh um und richteten ihr Zelt zum Nachtlager an einem Ort namens Kymyrdagastaach Alaas auf, westlich von der heutigen Stadt Jakutsk. Aus ihrer Herde war eine rotscheckige Stute entlaufen. Dschaanaj sagte seinem jüngeren Bruder: "Junge, unsere Stute ist weggelaufen. Reite weg und bringe sie her!"

    Dieser sprang auf sein Pferd und ritt sogleich ab. Er kam zu dem Platz, wo sie mit der Herde am Vortag gestanden hatten, und sieht: Die Stute steht da und leckt die Asche des erloschenen Lagerfeuers. Er ging zu der Stute und schlug sie mit der Weidengerte im Schwung auf den Rücken. Die Stute verwandelte sich sogleich in einen Stier mit einem besonderen Mal auf der Stirne. Der Stier stieß seine Hörner in den Leib des Dschaanaj. Dieser fiel auf den Rücken, schob seine heraustretenden Eingeweide wieder in den Leib zurück, spie in die Hände, heilte seine Wunde und ritt zu seinem Bruder zurück. Er sagte: "Da schau, wie die Pockenhexe mich verwundet hat, ohne mich vorher zu warnen!" So sagte er, fiel vom Pferde herab und starb. Der ältere Bruder rief laut: "O Kummer! Wie hat sie meinen lieben Bruder zugrundegerichtet!" Er wälzte sich auf der Erde und verwandelte sich in einen Stier blaugescheckter Farbe. Seine Hörner waren ungefähr fünf Werschok lang. Dann stieß er ein langgezogenes Gebrüll aus und stürmte davon.

    Als er mit dem Pockengeist zusammentraf, unterredete er sich zuerst mit ihm über den Ort des Kampfes. Es gibt einen Platz am Ytyk-Chaaj, "am heiligen Gebirge", den den Namen Bysagas trägt. Dort kämpften sie und stießen sich. Aus diesem Kampf ging der Schamanenstier als Sieger hervor. Er stieß seine Hörner in die Schulterhöhlung am Vorderfuß des Pockenstieres und drückte dessen Lungen nach außen heraus.

    Da nun gab der Pockengeist die mit Blut bekräftigte Versicherung: "Für alle künftigen Zeiten werde ich nicht unter deinen Nachkommen erscheinen, in der ganzen Verzweigung deiner Blutgefäße! Dein ganzer Nasleg soll auf neun Generationen glücklich leben, ohne ein Wölkchen von Krankheit und Bitternis!"
Bis zur Stunde lebt die Sippe des Dschaanaj glücklich. Die Pocken suchen sie nicht heim, obwohl sie in der Umgegend wüten. Dschaanaj ist jetzt die Benennung der Strutschkov´schen Sippe. In dieser Sippe waren im Verlauf der Zeiten vierundvierzig Schamanen.

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